Referenzen
Occitanie
Les Plus Beaux Villages de France
Einleitung
Aus dem Reiseführer MP
Der kleine Pilgerort liegt einsam in den Wäldern hoch über dem Zusammenfluss von Dourdou und Ouche. Wer sich dem mittelalterlichen Conques auf dem Pilgerweg GR 65 von Le Puy nähert, realisiert spätestens, wenn er unvermittelt tief unter sich an den steilen Hängen die dunkelroten Sandsteinhäuser mit ihren grauen Schieferdächern entdeckt, dass man nicht eben mal so geschwind nach Conques pilgert. Den Besuch dieses Kleinods muss man sich auf den letzten Metern des steilen Abstieges regelrecht verdienen.

Zusammen mit Lourdes und Rocamadour zählt Conques mit seiner weltberühmten dreitürmigen Abteikirche zu den wichtigsten und bekanntesten Pilgerstätten der Midi-Pyrénées und gehört selbstverständlich zum Weltkulturerbe der UNESCO. Conques enge mittelalterliche Gassen füllen sich in den Sommermonaten mit bunten Rucksäcken, an denen Anoraks und Jakobsmuscheln baumeln, und das hämmernde und schleifende Geräusch der Wanderstöcke auf dem Kopfsteinpflaster schallt durch die Straßen.

Sehenswürdigkeiten
Abbatiale Sainte-Foy:
Schnell wurde die ursprüngliche Kapelle mit dem Neuzugang der Reliquien der heiligen Fides für die steigende Pilgerzahl zu klein und man errichtete eine erste Basilika. Im 11. Jh. folgte dann der Bau der heutigen romanischen Abteikirche. Die Architektur dieser Kirche diente als Vorbild für die später gebauten Pilger-Basiliken von Saint-Sernin in Toulouse und Saint-Jacques in Santiago de Compostela. Das Tympanon über dem Westportal ist ein Meisterwerk der romanischen Bildhauerkunst der ersten Hälfte des 12. Jh. und stellt das Jüngste Gericht in einer Art Bildabfolge dar. Christus im Zentrum urteilt über das Schicksal von 124 in Stein gemeißelten Figuren. Die Darstellung ist in der Mitte zweigeteilt, Christus rechter erhobener Arm weist zum Paradies und sein gesenkter linker Arm zur Hölle. Faszinierend ist auch, dass sich im Laufe des Tages mit wechselnden Lichtverhältnissen die Ausstrahlung der steinernen Gesichter ändert.

Kirchenschatz: Über den Kreuzgang gelangt man zum „Allerheiligsten“ von Conques, zum Kirchenschatz. Er vermittelt ein beeindruckendes Gesamtbild der Geschichte der französischen sakralen Goldschmiedekunst vom 9. bis zum 16. Jh. Der wichtigste und wertvollste „Schatz“ ist die mit Blattgold überzogene, hölzerne Reliquienstatue der Sainte-Foy, deren Kopf aus dem 5. Jh. und deren Körper aus dem 10. Jh. stammt. Auch ihr Reliquienschrein, der angeblich noch die sterblichen Überreste der Heiligen enthält, ist zu bestaunen. In dem Manuskript „Livre des miracles“ (Buch der Wunder) sind alle von ihr verursachten Wunder haarklein verzeichnet.
Musée Joseph Fau: Benannt ist das Museum nach Joseph Fau, einem ehemaligen Bürgermeister von Conques (1953-77). Zu sehen sind in dem alten Gebäude gegenüber dem Pilgerbrunnen hauptsächlich Möbel sowie Einrichtungsgegenstände aus dem 17./18. Jh., u. a. Wandteppiche, auf denen Szenen aus dem Leben der Maria Magdalena dargestellt sind. Des Weiteren sind hier Steindenkmäler und die romanischen Kapitelle des ehemaligen Kreuzgangs aufbewahrt.

Der fromme Diebstahl
Es kursieren zwei Versionen, wie die Reliquien der heiligen Fides (Sainte-Foy) von Agen nach Conques gelangt sein sollen. Eine recht nüchterne Version besagt, dass die Reliquien beim Einfall der Normannen nach Conques in Sicherheit gebracht wurden.
Die andere, viel nettere Version berichtet von einer recht unrühmlichen Art und Weise der Umsiedlung. Der Geschichte nach gab es im 9. Jh. in Conques einen Mönch, der die heilige Fides so stark verehrte, dass er kurzerhand beschloss, ihre sterblichen Überreste von Agen nach Conques zu „überführen“, um die Dame seines Herzens immer in seiner Nähe zu haben. Er arbeitete fast 10 Jahre lang auf diese Gelegenheit hin. Erst wurde er Pilger in Agen, dann Mitglied der Gemeinschaft am Grabe der heiligen Fides. Als ihm schließlich der heiß ersehnte Posten des Reliquienwächters übertragen wurde, gab es für den Mönch kein Halten mehr. Kurzerhand stahl er das Objekt seiner Begierde und brachte es nach Conques. Den Reliquien tat der Ortswechsel anscheinend gut, denn Sainte-Foy soll in Conques noch mehr Wunder vollbracht haben, als sie es schon in Agen getan hatte. Diese Wunder der Märtyrerin gingen später als „jeux et badinages de Sainte-Foy“ (Spiele und Scherze der heiligen Fides) in die Geschichte ein.